Lok EURODUAL: Zulassung Deutschland

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Artikel: Lok EURODUAL: Zulassung Deutschland

Der Schienenfahrzeughersteller Stadler hat in seiner Produktionsstätte Valencia eine neue Lokomotivplattform namens EURODUAL entwickelt. Als Basis dafür wurde die EURO-4000-Diesellokomotive herangezogen. Die EURODUAL ist eine sechsachsige Güterzug-Strecken - lokomotive mit einer maximalen Streckengeschwindigkeit von 120 km/h. Ihre Besonderheit ist, dass sie sowohl mit Diesel als auch elektrisch betrieben werden kann. Außerdem ist EURODUAL als Plattform vollständig für einen Betrieb mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h vorbereitet. Die Havelländische Eisenbahn (HVLE) hat als erster Kunde zehn EURODUAL-Loks bestellt, die auf dem DB-Netz (15 kV AC 16,7 Hz) sowie auf den nicht elektrifizierten Zulaufstrecken zur und auf der Rübelandbahn (25 kV, 50 Hz) betrieben werden sollen.

Die DB Systemtechnik wurde von Stadler Valencia beauftragt, in kürzester Zeit alle in Deutschland erforderlichen Prüfungen für die Zulassung der Lok durchzuführen. Neben dem engen Zeitplan stellte die neue, kurz zuvor in Kraft getretene EIGV (Eisenbahn-Inbetriebnahmegenehmigungsverordnung) eine zusätzliche Herausforderung dar. Die Umsetzung des neuen Genehmigungsprozesses sowie die Integration der Sicherheitsbewertungen konnten dank hausinterner AsBo-Zertifizierung problemlos eingehalten werden. Die Messfahrten wurden mithilfe von zwei Lokomotiven parallel auf dem DB-Netz sowie auf der Steilstrecke Rübelandbahn bei Blankenburg in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Auf Anfrage des Kunden wurden fahrtechnische Untersuchungen des Fahrwerks für eine Zielgeschwindigkeit von 160 km/h vorgenommen, um somit eine Zulassung schnellerer Lokvarianten der EURODUAL-Familie sicherzustellen. Hierfür musste das Prüfobjekt von einer eigenen Lok der DB Systemtechnik geschleppt werden, gemeinsam mit für Aserbaidschan entwickelten Schlafwagen, die ebenfalls von der Schwesterfirma STADLER Altenrhein hergestellt wurden. Die Kompatibilität mit der Oberleitung wurde mit je einem und mit zwei gehobenen Stromabnehmern geprüft, um den sogenannten Eiskratzer-Mode zu untersuchen, bei dem der vorausfahrende Stromabnehmer im Winter die Oberleitung von Eis befreit und dadurch den Oberleitungskontakt verbessert.

Die Leistungen der DB Systemtechnik im Überblick:
  • EVU-Leistungen und Genehmigungsverfahren für die Probefahrten auf dem DB-Netz und auf der Rübelandbahn
  • Durchführung von Probefahrten zu folgenden Gewerken:
    • Fahrtechnische Versuche inklusive Anfertigung von zwei Messradsätzen zur Messung der Radkräfte
    • Prüfung elektromagnetischer Verträglichkeit (Achszähler, Störströme, Funkverträglichkeit und Personenschutz)
    • ETCS Track-Train-Integration auf der Neubaustrecke VDE 8.2
    • Prüfung der Stromabnehmer-Oberleitung-Wechselwirkung (Kontaktkraft und Anhub der Oberleitung) sowie Simulation von weiteren Oberleitungstypen zur Unterstützung der Zulassung der Lokomotive in Skandinavien
    • Bremstechnische Prüfungen zur Zulassung auf Steilstrecken
    • Gleitschutzprüfung mithilfe des Gleitschutzkoffers der DB Systemtechnik
    • Torsionsschwingungen

Durch den Einsatz der DB Systemtechnik konnte Stadler Valencia von einer integrierten Projektdurchführung profitieren und erhielt dadurch ein Rundum-sorglos-Paket, das neben der fachlichen Unterstützung bei der Definition der Prüfumfänge auch die betriebliche Planung und Durchführung dieser Prüfungen und Messleistungen beinhaltete. Durch den Einsatz moderner Simulationswerkzeuge konnte die Messkampagne in kürzester Zeit vollzogen werden.