Fit für den ICE L: Neue Lösungen für die Instandhaltung in Rummelsburg

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Mit dem ICE L kommt eine neue Fahrzeugreihe in den Fernverkehr – und mit ihr spezifische technische Anforderungen. Damit die Instandhaltung im Werk Berlin Rummelsburg künftig reibungslos funktioniert, wurden Abläufe, Anlagen und Infrastruktur gezielt weiterentwickelt.

Was macht den ICE L besonders? 

ICE Low Entry für einen barrierefreien Zugang.
ICE Low Entry für einen barrierefreien Zugang.
ICE Low Entry für einen barrierefreien Zugang.
Quelle: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang: ICE Low Entry für einen barrierefreien Zugang.

Der ICE L unterscheidet sich konstruktiv deutlich von bisherigen Baureihen. Zu den zentralen Besonderheiten gehören: 

  • niedrigere, kürzere Wagenkästen 
  • niedrigere Türpositionen für einen barrierefreien Zugang vom Gleis 
  • Losradfahrwerke mit U-förmigem Tragrahmen (Rodale) mit MG-Bremsen

Diese Merkmale beeinflussen Werkstattgestaltung, Prozesslogik und eingesetzte Technik – und machen eine umfassende Anpassung bestehender Strukturen erforderlich. 

Unser Beitrag: Planung, Konzeption und Umsetzung der Integration 

DB Systemtechnik verantwortete die Konzeption und Ausplanung der ICE L-Integration in die Bestands-Infrastruktur vom ICE 4 in der großen Wagenhalle. Dazu gehörten u. a.: 

© DB Fernverkehr AG / Patrick Chirilus-Bruckner: ICE L im Werk Rummelsburg
© DB Fernverkehr AG / Patrick Chirilus-Bruckner: ICE L im Werk Rummelsburg
Quelle: © DB Fernverkehr AG / Patrick Chirilus-Bruckner
© DB Fernverkehr AG / Patrick Chirilus-Bruckner: ICE L im Werk Rummelsburg
  • Machbarkeitsstudie zur Bewertung aller technischen und prozessualen Voraussetzungen 
  • Weiterentwicklung bestehender Prozesse und Anlagen sowie Erarbeitung neuer Konzepte für Zugänglichkeit zum Fahrzeug, Komponenten Aus- und Einbau sowie Alt/Neuteile-Logistik
  • Planung der Umbauten in der Großen Wagenhalle 
  • Entwicklung einer maßgeschneiderten Transportvorrichtung für die Rodale 
  • Erstellung der Funktionalen Leistungsbeschreibungen (FLB) für neue und angepasste Technik 
  • Begleitung der Vergaben und fachliche Betreuung der Umsetzung in allen relevanten Umbauphasen

Anpassungen in der Großen Wagenhalle 

Herausforderung 1: Kürzere Mittelwagen und Rodal-Fahrwerke

Die konstruktiven Unterschiede erforderten eine optimierte Anordnung der Radsatz- bzw. Rodal-Wechselbrücken in Bezug auf die Längenposition innerhalb der ArbeitsständeUnsere Lösung: 

  • Entwurf einer festen, Baureihen-übergreifenden Positionierung für ICE 4 und ICE L je Arbeitsstand
  • Rückbau einzelner Bestandsbrücken + Ergänzung neuer Brücken zur Herstellung der optimierten Anordnung

Herausforderung 2: 40 cm Höhenunterschied 

Der Wagenkasten des ICE L ist deutlich niedriger als der ICE 4. Die Dacharbeitsbühne (DAB) wurde daher so modifiziert, dass: 

  • sie für den ICE 4 in der bisherigen Höhe bleibt, 
  • für den ICE L die ausfahrbaren Module der DAB eine zusätzliche vertikale Verstellung erhalten, 
  • und in beiden Fällen ein Nullspalt gewährleistet ist – für maximale Arbeitssicherheit. 

Auch der Lokführerlaufsteg, eine über 350m durchgehenden Bühne zum Fahrzeug-Einstieg im Werk, benötigte eine flexible Lösung. Die vorhandene Bühne war auf ICE 4 optimiert und somit 40cm zu hoch. Für den ICE L wurden von DB Systemtechnik horizontal verschiebbare, ausfahrbare Trittstufen an den Bühnen konzipiert und ausgeschrieben, die den Mitarbeitern einen sicheren Zugang auf das niedrigere Einstiegsniveau ermöglichen.

Ende des oberhalb befindlichen Videos

Zusätzliche Maßnahme: Flexibler Kranbereich

Unabhängig von den spezifischen Anforderungen des ICE L wurde im Zuge des Umbaus der Großen Wagenhalle auch der Kranbereich optimiert. Um die Bedienung zu vereinfachen und Abläufe zu beschleunigen, wurden die zuvor vier separaten Kranfelder zu einem großen, durchgängigen Kranbereich zusammengefasst. Die statische Sicherheit wurde durch eine entsprechende Distanzierung gewährleistet. 

Neue Technik für den Rodalwechsel – erfolgreich im Test 

Für den ICE L musste ein neues System für Aus/Einbau und Transport der sperrigen Rodale in den Bestandsgleisen konzipiert und entworfen werden. Wesentliche Bestandteile davon sind die Teilsysteme: 

  • Rodalwechsler als Absenkvorrichtung 
  • Transportfahrwerk zum seitlichen Auszug in extremer Niedrigbauweise und
  • Kranwagen für den innerbetrieblichen Längstransport des Rodals entlang der Gleisgasse.

Diese Technik ist vollständig in die bestehende Infrastruktur integrierbar und ermöglicht effiziente Rodalwechselprozesse innerhalb der kurzen zeitlichen Fristfenster. 

Im Sommer 2025 wurden alle Teilsysteme und ihr Zusammenspiel erstmals am ICE L gemeinsam getestet – mit erfolgreichem Ablauf und bestätigter Praxistauglichkeit. 

Ende des oberhalb befindlichen Videos

Fazit 

Durch die Kombination aus Machbarkeitsstudie, Konzeption, Planung, Lastenheft-Erstellung sowie Vergabe- und Ausführungsbegleitung hat DB Systemtechnik die technischen Grundlagen geschaffen, damit das Werk Berlin Rummelsburg den ICE L zukünftig sicher, effizient und baureihengerecht Instand halten kann. Gleichzeitig bleiben die Anlagen flexibel nutzbar – auch für andere Fahrzeugbaureihen wie den ICE 4.