Berechnen ist besser als schätzen: Energieverbrauchsmessung auf Loks und Triebzügen.

Artikel: Berechnen ist besser als schätzen: Energieverbrauchsmessung auf Loks und Triebzügen.

Bekanntermaßen sieht die TSI Loc & Pas ein normkonformes Energiemess-System für Lokomotiven und Triebzüge vor. Ist es nicht installiert, fallen durch das Schätzwertverfahren höhere Verbrauchskosten an. DB Systemtechnik berät Fahrzeughalter, wie nicht mehr zulässige Energiemess-Systeme effizient substituiert werden können.

Im ersten Quartal 2020 änderte sich die für Loks und Triebzüge maßgebliche technische Spezifikation für Interoperabilität TSI Loc & Pas. Vorgeschrieben wird dann insbesondere, dass auf diesen Fahrzeugen ein Energiemess-System installiert ist, das der europäischen Norm EN 50463 entspricht.

Im folgenden Interview gibt Iven Billing, Engineering-Experte von DB Systemtechnik, einen Einblick, was Flottenverantwortliche tun sollten.

Nicht jeder Triebzug und nicht jede Lokomotive verfügt derzeit über ein EMS, welches entsprechend der aktuellen TSI konform ist.

Herr Billing, hat jede Lok und jeder Triebzug ein Energiemess-System (EMS) an Bord und welchen Zweck hat es?

Fast jede E-Lok und jeder elektrische Triebzug (also mit Stromabnehmer) verfügt über ein EMS. Mit ihm werden die Energieverbrauchsdaten der Fahrzeuge an den Netzbetreiber übermittelt und dieser berechnet „Kilowatt-Scharf“ die Energiekosten.

Ist kein EMS installiert, erfolgt die Ermittlung der Energieverbrauchsdaten nach Schätzwertverfahren und das führt zu höheren Kosten.

Erfassen diese EMS nur die verbrauchte Energie oder auch die „rückgespeiste“:

Beides wird vom Netzbetreiber erfasst. Das heißt, bezahlen muss man für die verbrauchte Energie, eine „Gutschrift“ *** gibt es vom Netzbetreiber für die rückgespeiste Energie.

***Wichtig: Für Fahrzeuge, die ab dem 1.1.2023 in Betrieb genommen werden, verringert sich der Anteil der Kostenerstattung aus der Rückeinspeisung für den Teil der vermiedenen Netzentgelte.

Iven Billing, Engineering-Experte von DB Systemtechnik für elektrischen Schienenfahrzeuge

Und warum müssen diese EMS nun ausgetauscht werden?

Die Telekom schaltet zum 31.12.2023 das sogenannte CSD-Übertragungstechnik ab (Circuit Switched Data). Mit dieser Technik werden seit den 90`igern Daten ins GSM-Mobilfunknetz übertragen – auch die Energieverbrauchsdaten der Loks und Triebzüge.

Diese Datenfernübertragung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen und deshalb erfolgt der Datentransfer über  LTE-Übertragungstechnik.

Und dieses neue Protokoll hat zur Folge, dass die Übertragung mit den bisherigen EMS nicht mehr funktioniert?

Ja. Es müssen neue EMS beschafft werden und in die Loks und Triebzüge integriert werden.

Kann man auf die Substitution der bisherigen EMS auch verzichten und ohne neues EMS mit seinen Loks und Triebzügen fahren?

Natürlich. Jedoch fallen für die Fahrzeughalter dann wegen des bereits genannten Schätzwertverfahrens höhere Kosten an. Und auch keine Vergütung für rückgespeiste Energie.

Tauschen lohnt sich also?

Ja, allein aufgrund der Kosteneinsparung ist das unsere Empfehlung. Wir als DB Systemtechnik können hier Fahrzeughalter individuell beraten, wie das für jede Baureihe gelingt.

Wie hilft DB Systemtechnik konkret? Gibt es eine Musterlösung?

Aktuell unterstützen wir große Fahrzeughalter bei der Umrüstung von Baureihen auf die neuen Energiemess-Systeme.

Mit dieser Beratung und der technischen Begleitung haben wir nun so etwas wie eine „Musterlösung“ in  der Tasche. Bedeutet, dass diese Lösung „EMS-Umrüstung“ für jede E-Lok und jeden Triebzug anwendbar ist.

Nennen Sie Ihre Leistungen und wie Sie unterstützen:

Die Beschaffung der Hardware und der Umbau der Fahrzeuge bleibt in Verantwortung des Fahrzeughalters. Jedoch unterstützen wir ihn bei der Beschaffung und insbesondere auch in der konkreten technischen Umsetzung, wie folgende Leistungen zeigen:

Bestandsaufnahme

  1. Prüfung der Einbausituation
  2. Prüfung bzgl. Weiterverwendung der verbauten Komponenten auf dem Fahrzeug (z.B. Messwandler)

Engineering

  1. Integration der Komponenten für die Energieberechnungs- und Datenverarbeitungsfunktion
  2. Integration Ortungsfunktion mittels GPS
  3. Integration der Kommunikationsfunktion mittels LTE
  4. Substitution von nicht weiterverwendbaren Komponenten auf dem Fahrzeug (z.B. Messwandler) *)

Beschaffungsbegleitung

  1. Erstellung der notwendigen Unterlagen zur Beschaffung aller nötigen Komponenten

Zulassung*

  1. Nachweisdokumentation gemäß TSI Loc&Pas und NNTR (z. B. Masse, Festigkeit, Brandschutz, EMV)
  2. Unterstützung ECM bei Durchführung der Zertifizierung mit NoBo und DeBo

Umsetzungsbetreuung

  1. Begleitung Fertigungsplanung und Umbau
Gelb markiert: Energiemess- und Telemetriegeräte die entsprechend der neuen Regelung ersetzt werden müssen.

An wen können sich Fahrzeughalter für weitere Fragen wenden:

Gerne an mich und an Hassan Benaich, meinen Kollegen aus dem Sales Team.